Lernen von Strukturen der Organisationen: Taxonomie der
Lernziele für Lernen von Nachwelten (Zeitstrukturen nach der
Existenz der Organisation. Lernen von Nachwirkungen).
Die Nachwelten bleiben, wenn es die Organisation nicht mehr gibt.
Sie verändern sich stetig, bis schließlich alles in Vergessenheit
geraten ist und auch keinerlei Hinweise mehr auf die Organisation
mehr bestehen und damit ihre frühere Existenz auch nicht mehr
nachweisbar wäre. Das erscheint sicherlich nur in der Theorie
möglich, geschieht jedoch -logischerweise unbemerkt - fortlaufend.
Die Organisation kann ihre Nachwelt nur während ihrer Existenz
mitgestalten, wenn auch in der Regel weniger und nur in einer sehr
begrenzten Art und Weise. Nachweltstrukturen - Strukturen der Zeit
nach der Organisation sind situativ, regelmäßig, zyklisch, zu
bestimmten Anlässen oder dauerhaft z.B.:
- Erinnerungen der Personen, die der Organisation angehört
haben.
- Erinnerungen der Personen, die mit der Organisation zu tun
hatten.
- Zuschreibungen an die Personen, die der Organisation
angehört haben, z.B. "Das war einer von denen, welche...." und
generelle Vorurteile aller Art.
- Legenden und Mythen aller Art.
- Selbstgerechtigkeiten und Selbstbefreiungen von Schuld und
Verantwortung für alles, was mit der Organisation zu tun hat
oder hatte.
- Beklagen von Verlusten von Nutznießungen, die nicht mehr
möglich sind. ("Früher....". "Als noch....").
- Kränkungen, Verluste durch die Organisation bzw. ihre
Mitglieder, häufig auch in Selbstgefälligkeiten und zur Schau
gestellten Leiden.
- Unmöglichkeit und Ohnmacht die Organisation wieder
herzustellen.
- Unmöglichkeit und Ohnmacht der Wiedergutmachung z.B. von
Fehlern.
- Gedenktage zur Idealisierung, Verehrung, Verspottung oder
Umdeutung des Gewesenen.
- Brauchtum zur Übung von geschätzten Verhaltensweisen,
Fähigkeiten und zum Erhalt des Bezugs.
- Erben, Nachfolgeprodukte, Nachahmungen aller Art.
- Devotionalien, Denkmale, Gedenkstätten, Gedenkbücher,
Forschungen in der Historie aller Art.
- Folgeschäden, Nutzungsausschlüsse, Vergiftungen,
Verstrahlungen, Krankheiten, irreparable Veränderungen.
- bevorzugte und abgelehnte Werte.
- Ausbeutung der Erben durch Personen und Organisationen, die
durch die nicht mehr existierende Organisation Nachteile hatten
oder Schaden genommen haben; oft über Generationen hinweg.
Die Lernziele für das Organisationslernen bezüglich den
Nachzeiten bzw. Nachwelten sind zumindest:
- Lernen zu akzeptieren, dass sich die Wirkungen des Denkens,
Planens, Entscheidens, Handelns und Verhaltens der Organisation
und aller ihrer Mitglieder, davon Betroffenen und daran
Beteiligten sich nicht auf die Organisation begrenzen lassen.
- Lernen zu akzeptieren, dass alles, was in, mit und durch die
Organisation geschieht oder nicht geschieht, Wirkungen und
Auswirkungen hat.
- Lernen zu akzeptieren, dass die Wirkungen und Auswirkungen
sich nicht und niemals auf die beabsichtigten begrenzen lassen.
- Lernen zu erkennen, dass jeder Abschluss z.B. eines
Geschäftes, eines Projektes oder eines Arbeitsverhältnisses auch
gleichzeitig der Beginn von Nachwelten darstellt, die nicht mehr
von der Organisation gestaltet werden können.
- Lernen von Verantwortung für die voraussichtlichen Inhalte
der Schwerpunkte, um welche sich die Nachwelten drehen.
- Lernen der Verantwortung für die Nachhaltigkeit der
Nachwelten.
- Lernen von Einflussmöglichkeiten auf die Nachwelten.
- Lernen der Ohnmacht, die Nachwelten nicht gestalten zu
können.
- Lernen der Reflexion der Passung der voraussichtlichen
Nachwelten mit der Zugehörigkeit zur Organisation bzw. zu den
Mitgliedern der Organisation.
- Lernen der Ohnmacht, auch für jene Dinge verantwortlich oder
schuldig gemacht zu werden, an welchen die Organisation bzw.
ihre Mitglieder nicht aktiv beteiligt waren, sondern sich die
Schuld allein aus ihrer Existenz bzw. Zugehörigkeit ableitet.
- Lernen zu akzeptieren, dass die Organisation jederzeit durch
das Ende Ihrer Existenz auch aller Möglichkeiten beraubt werden
kann, auf ihre Nachwelten einen Einfluss haben zu können.
Bedeutung für die Mediendidaktik in der VPMA und durch die VPMA:
Die Mediendidaktik für den Wissensprozess in der VPMA mahnt die
Betroffenen und Beteiligten z.B. immer wieder an, sich den
Konflikten zwischen Opportunität, Notwendigkeit, Gelegenheiten und
Folgen zu stellen und diese Konflikte selten im Sinne eines
situativen Wohlbefindens, sondern im Sinne der Verantwortung für die
nachhaltigen Wirkungen und Auswirkungen zu lösen.
Empfehlung:
Feststellen,
festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was Ihnen:
- gefällt,
- auffällt,
- missfällt,
- zufällt,
- fehlt.
Feststellen, festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was:
- anfällt,
- entfällt,
- verfällt,
- zerfällt,
- abfällt.
...und entscheiden, was Sie mit Ihren Aufzeichnungen anfangen
(wollen, können, dürfen, müssen).