HCS Human Capital System

Virtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: "Organisationslernen - lernende Organisation."



Lernen von Ereignissen: Lernen von Feiern.

Feiern ist eine meistens als angenehm empfundene Verwendung von Ressourcen, die für die erreichten Erfolge und Ergebnisse nicht mehr benötigt wurden.

Erfolge oder erfolgreich sein zählt in vielen Organisationen zu den Tabus. Es ist vielfach leichter, neidisch zu sein oder für Misserfolge Schuldige zu suchen als sich am Erreichten zu erfreuen. Vorbehaltlos.

Feiern geschieht z.T. als offizielles Feiern wie z.B.

  1. Tagesabschlusstreffen,
  2. Feiern zu bestimmten, wiederkehrenden Anlässen, Weihnachtsfeiern,
  3. Empfänge, Neujahrsempfang,
  4. Betriebsfeiern, Jubiläen,
  5. Startfeiern, z.B. von Serien, neuen Modellen, Projekten; Geburten, Stapelläufe, Einführung ins Amt,
  6. Feiern zu persönlichen Anlässen, Geburtstagsfeiern,
  7. "Bergfeste", Abschlussfeiern, Entlassungsfeiern (z.B. in Schulen),
  8. Feiern von Abschlüssen (Verträgen), Hochzeiten,
  9. Ordensverleihungen, Ehrungen,
  10. Beförderungen, Auszeichnungen, Prämierungen,
  11. Trauerfeiern, Beerdigungen, Leichenschmaus,
  12. Gottesdienste.

Bei solchen Feiern sind die Rollen, Regeln und Abläufe meistens mehr oder weniger klar.

Feiern geschieht z.B. auch, wenn:

  1. Erfolge ermittelt, festgestellt und dokumentiert werden.
  2. die eigenen Beiträge zu den Erfolgen gewürdigt und anerkannt werden.
  3. gemachte Fehler und gezeigte Schwächen erkannt und verziehen werden.
  4. aufgetretene Störungen besprochen und ausgeräumt werden.
  5. gemeinsam Zeit miteinander verbracht wird.

Als "Feiern" werden im Alltag jedoch auch Maßnahmen bezeichnet, die im Vorfeld oder im Umfeld von Aufträgen inszeniert werden. Solche Marketingmaßnahmen sind z.B.

  1. Einladungen vom Geschäftsfreunden.
  2. Veranstaltungen mit eher Unterhaltungswert, wie z.B. gemeinsame Besuche von Theater, Kunst, Sportveranstaltungen.
  3. Veranstaltungen zum Ausloten von Grenzen, wie z.B. gemeinsame Gelage.
  4. Veranstaltungen zur Förderung der Gemeinschaft, wie z.B. Ausflüge und Teilnahme an besonderen Ereignissen.
  5. Incentives aller Art.
  6. Ausstellungen.

Durch Feiern werden die Bindungen und Verbindungen überprüft, ausgelotet, neu verortet und ausgerichtet. Eingeladen wird in der Regel durch den Ranghöchsten in der Hierarchie, zumindest erfordern die Feiern seine Legitimation. Feiern bieten auch vielfach Gelegenheiten, neue Bekanntschaften zu machen und mögliche neue Beziehungen auszuloten.

Wesentliche Gestaltungselemente von Feiern sind:

  1. Formelle und offizielle Einladung, die auch stillschweigend erfolgen kann,
  2. strikte Einhaltung der Hierarchie,
  3. fehlerfreie Tischordnung, die den Beziehungen angemessen wird,
  4. klare Regeln für den Ablauf,
  5. klare Spielregeln für Verhalten, insbesondere für Verhaltensexperimente,
  6. klare Rollen,
  7. klare Funktionen und Verantwortungen,
  8. straffe Regie und Ablaufsteuerung.
  9. konsequentes Beendigen von Störungen,
  10. klare Markierungen von Beginn und Ende.

Nicht zu den Feiern zählen die Veranstaltungen zur Rechenschaft und zur Beteiligungen am wirtschaftlichen Erfolg, wie es z.B. in Hauptversammlungen geschieht oder bei der Verteilung von Dividenden, Boni und Gratifikationen sowie bei "Regierungserklärungen". Ebenfalls nicht zu den Feiern, die hier gemeint sind, zählen Veranstaltungen mit Incentives-Charakter, die eher der allgemeinen Geselligkeit und Unterhaltung und z.B. der Demonstration von Macht und Größe dienen.

Die Lernziele für das Organisationslernen bezüglich Feiern sind deshalb z.B.:

  1. Lernen der Prinzipien und Architekturen der sozialen Hierarchie.
  2. Lernen von Stil und Etikette und Beachtung des Knigge und der angemessenen Umgangsformen.
  3. Lernen von notwendigen und angemessenen Gestaltungselementen für den Rahmen und die Bedingungen für Feiern.
  4. Lernen, bei Feiern die Menschen und ihrer Beziehungen in die künftig gewünschte Form zu bringen und zu festigen.
  5. Lernen, Anforderungskriterien zu bestimmen und einzuhalten für Gelegenheiten und Anlässe für Feiern.
  6. Lernen, erwarteten Feiern stets die höchste Priorität vor allen anderen Dringlichkeiten zu geben.
  7. Lernen, bei Feiern die notwendigen und richtigen Personen als Schlüsselpersonen zu inszenieren.
  8. Lernen von Standards für bestimmte Feiern.
  9. Lernen, die Teilnahme von Schlüsselpersonen bei Feiern auf jeden Fall zu sichern.

Bedeutung für die Mediendidaktik in der VPMA und durch die VPMA:

Die Mediendidaktik in der VPMA fordert die Verantwortlichen für die Projekte und das Projektmanagement auf, für Feiern angemessene Ressourcen zu planen und bereitzustellen. Ferner werden Hinweise gegeben, zu welchen Anlässen Gelegenheit und (hoffentlich) auch Grund zum Feiern gegeben sein kann und die dazu angemessenen Feiern als Teil des Projektmanagements organisiert und verantwortet werden.

 

Empfehlung:


Feststellen, festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was Ihnen:

  1. gefällt,
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  4. zufällt,
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