Lernen von Ereignissen: Lernen von Leiden. Ertragen.
Aushalten. Durchhalten.
Leiden entsteht, wenn die Grenzen so penetriert und dadurch
verletzt werden; gleichgültig, durch wen oder was es geschieht. Die
Kräfte der Leidenden reichen in der Regel nicht mehr aus, das Leiden
Verursachende abzuwehren, wenn die Verletzungen bereits eingetreten
sind. Der bzw. das Leiden Verursachende bekommt häufig gar nicht
mit, welches Leiden verursacht wurde und fühlt sich hierfür in der
Regel auch nicht verantwortlich.
Leiden besteht z.B. aus
- Wehr gegen die (weitere) Grenzverletzungen,
- Abwehr des Leiden Verursachenden,
- Kompensation der Leistungen der überforderten oder nicht
mehr (voll) leistungsfähigen Organe,
- Schutz vor Ausbreitung der Verletzungen,
- Schutz vor Vergrößerungen der bereits eingetretenen
Verletzungen bzw. Schädigungen.
Leiden führt z.B. zu
- spontanen Reaktionen zur Verbesserung der aktuellen
individuellen Situation,
- Ausweichmanövern,
- Umgehungsmanövern,
- Gegenangriffen,
- Resignation,
- Hass,
- Siechtum,
- Vermeidungsstrategien,
- Ausbeutungsstrategien und Ausbeutungsbeziehungen,
- Heilungsstrategien.
Leiden der Organisation zeigt sich z.B. als
- Unmöglichkeit, Einigungen zu erzielen,
- große Abweichungen zwischen erwünschtem und tatsächlichen
Geschehen,
- großen Abweichungen der propagierten und der tatsächlichen
Ergebnisse,
- häufige wiederkehrende Fehler,
- neue Fehler,
- Störungen, insbesondere Störungen "außer der Reihe",
- Ausfall, Zusammenbruch, Kollaps,
- Gleichgültigkeit, "Wurstigkeit", fehlende Bereitschaft zur
(Mit-)Verantwortung,
- Selbstentschuldigungen und Selbstrechtfertigungen,
Selbstermächtigungen zu schädigendem Verhalten,
- Leidensdruck, "Da müssen wir jetzt mal dran!"
Leiden wird in der Regel schwer als "Leiden" erkannt und
bearbeitet.
Die Lernziele für das Organisationslernen bezüglich Leiden sind
deshalb z.B.:
- Lernen zu erkennen, was z.B. als unveränderlich hingenommen
wird, obwohl es sich nachteilig oder schädlich auswirkt.
- Lernen zu ermitteln, wo mehr versprochen oder erwartet wird,
als tatsächlich geleistet werden kann.
- Lernen festzulegen, welche Kriterien mit welchen Anzeichen
auf Ausbeutebeziehungen und damit Leidensbeziehungen hinweisen.
- Lernen zu erkennen, wenn plötzliche Veränderungen im
Leistungsverhalten auftreten, z.B. operative Hektik oder
Verlangsamungen.
- Lernen zu ermitteln, mit welchen Bewältigungsstrategien auf
das Leiden Verursachende reagiert wird.
- Lernen zu erkennen, wenn Täuschungsmanöver,
Selbsttäuschungen und Vertuschungen zunehmen oder intensiver
werden.
- Lernen, den Ursachen von Hinweisen auf Überforderungen oder
Unterforderungen nachzugehen.
- Lernen, die Art und Weise zu ermitteln, wie
Selbstentschuldigungen und Selbstlegitimationen für unerwünschte
Verhaltensweisen der Leidenden
- Lernen, Regeln und Spielregeln zu erkennen, die
"professionelles" Leiden ermöglichen, d.h. die Aufrechterhaltung
von Leidenszuständen ohne Gegenmaßnahmen, z.B. durch
Schonhaltungen, Schonreviere.
- Lernen, berechtigte Forderungen auch dann durchzusetzen,
wenn es Leiden verursacht.
Bedeutung für die Mediendidaktik in der VPMA und durch die VPMA:
Die Mediendidaktik in der VPMA für Leiden ermutigt die
Verantwortlichen für Projekte und das Projektmanagement zum Mut,
unbequeme Forderungen zu stellen und durchzusetzen. Gleichzeitig
werden immer wieder Hinweise gegeben, sich selbst vor zu hohen oder
zu niedrigen Anforderungen und Erwartungen zu schützen und
gegebenenfalls angemessene Vereinbarungen zu treffen.
Empfehlung:
Feststellen,
festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was Ihnen:
- gefällt,
- auffällt,
- missfällt,
- zufällt,
- fehlt.
Feststellen, festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was:
- anfällt,
- entfällt,
- verfällt,
- zerfällt,
- abfällt.
...und entscheiden, was Sie mit Ihren Aufzeichnungen anfangen
(wollen, können, dürfen, müssen).