Lernen von Ereignissen: Lernen von Nichtereignissen.
Es geschieht nicht "Nichts", sondern scheinbar überhaupt nichts:
Was potenziell geschehen könnte oder "eigentlich" geschehen sollte,
ereignet sich nicht. Zumindest nicht in der Organisation oder mit
der Organisation.
Die tatsächlichen Ereignisse sind immer eine Auswahl aus
unendlich vielen Alternativen dessen, was sonst noch geschehen
könnte. Die nicht geschehenden Ereignisse werden hier als
Nichtereignisse bezeichnet.
Die Nichtereignisse sind z.B. von den vermiedenen,
ausgeschlossenen und umgangenen Ereignissen zu unterscheiden: hier
wurde ja etwas getan, damit etwas sich nicht ereignet.
Keine Nichtereignisse sind ausbleibende Ereignisse aufgrund von
z.B.:
- Illusionen,
- Täuschungen,
- Phantasien,
- Vorstellungen,
- Annahmen, Unterstellungen,
- Wahn,
- Ereignissen, die außerhalb der Organisation geschehen, die
jedoch die Grenzen der Organisation nicht erreichen und deshalb
keine Ereignisse innerhalb der Organisation auslösen.
Die Vorstellungen, dass etwas geschähe, obwohl nichts geschieht,
können für die Betroffenen und Beteiligten sehr ausgeprägt sein.
Unter Nichtereignissen, um die es hier geht , werden z. B.
verstanden:
- wechselseitige Aufhebungen von gegensätzlichen Ereignissen,
so dass "Nichts" geschieht, wie z.B. Berg und Tal sich aufheben,
wenn die Dimension "Höhe" = Null ist: Alles ist im Lot, im
Gleichgewicht, Gleichklang, in scheinbarer Ruhe und Abwesenheit
jeglicher Bewegung.
- Überlagerungen von Ereignissen, z.B. wenn ein "größeres"
Ereignis "kleinere" einschließt oder so überlagert, dass es
nicht eigenständig eintreten kann.
- Verschränkungen, wenn z.B. sich Ereignisse wechselseitig
ausschließen: z.B. Ein Schritt nach vorne schließt
(gleichzeitig) einen Schritt nach hinten aus.
- Hintergründe, die zwar wirken, sich aber nicht "ereignen",
also nicht (mehr) in den Vordergrund treten, z.B. Wissen und
Erfahrungen, Kompetenzen, Werte.
- Kräfte, die wirken, ohne dass etwas geschieht, wie z.B.
Anziehung und Abstoßung bei Polarität, Gravitation.
- Resultate, Folgen, Wirkungen, wie Stabilität, Steifheit oder
Tragfähigkeit, Gewinn oder Verlust, die aus der Beschaffung der
Strukturen und Prozessen folgen, sich aber nicht als Geschehnis
"ereignen".
- Zustände, Eigenschaften wie Wärme, Kälte, Größe, Weite,
Dichte, die gegeben sind und zwar beeinflusst ("hergestellt")
werden können, sich jedoch nicht ereignen, sondern immer nur
ergeben.
- Formen, Muster, Modelle, Information, Daten, Fakten: sie
können verwendet werden oder auch nicht: sie "ereignen" sich in
keinem Fall.
- Masse, Massen, z.B. durch ihre Anziehungen und Ablenkungen,
Druck, Verteilung.
- Zugehörigkeit z.B. zu einem größeren System oder zu einer
Branche, Berufsgruppe oder Altersgruppe: sie ereignen sich
nicht.
Die Mengen der möglichen Nichtereignisse sind immer erheblich
größer als das, was sich ereignet. Es ist nicht möglich, mehr als
einige Ahnungen zu entwickeln, was jederzeit potenziell alternativ
möglich wäre - und sich nicht ereignet bzw. ereignen kann, weil
etwas anderes geschieht. Die Optionen ändern sich auch permanent,
weil jedes Ereignis auch die potenziellen Nichtereignisse
unwiderruflich verändert.
Die Nichtereignisse sind jedoch ebenso wirksam wie das
tatsächliche Geschehen, denn sie lösen häufig aus bzw. ermöglichen
erst, was geschieht. Oder: Die Nichtereignisse erschweren, treiben,
fördern, bestimmen oder verhindern jenes Geschehen, was die
Organisation vornimmt oder plant: Das tatsächliche Geschehen in der
Organisation ist bzw. bleibt letztlich wirkungslos oder
bedeutungslos: Alles ist bzw. scheint danach gleich wie es vorher
war, wie ein Windhauch, der verweht ist.
Die Lernziele für das Organisationslernen bezüglich
Nichtereignissen sind deshalb z.B.:
- Lernen zu akzeptieren, dass es niemals "richtige"
Entscheidungen geben kann, sondern nur die Auswahl einer
Alternative.
- Lernen zu akzeptieren, dass die Auswahl von Alternativen
immer kleiner wird, je kleiner der Rahmen wird oder ist.
- Lernen zu erkennen, dass die meisten Entscheidungen bereits
vorgesteuert sind und die Determinationen den tatsächlichen
Entscheidungs- und Handlungsspielraum bestimmen.
- Lernen zu akzeptieren, dass Entscheidungen, die außerhalb
des Bezugsrahmens und des Entscheidungs- und Handlungsfeldes
liegen, voraussichtlich folgenlos sind, d.h. nicht die erhofften
Wirkungen erzielen können und werden.
- Lernen, für jede Entscheidung zumindest eine Alternative zu
prüfen.
- Lernen, Wirkungen, Ergebnisse und Erfolge zu untersuchen,
inwieweit tatsächlich eigene Ursachen und Beiträge gegeben sind
bzw. waren.
- Lernen, etwas anderes zu tun, wenn sich ein gewähltes
Vorgehen nicht bewährt oder nicht zu den gewünschten Ergebnissen
führt.
- Lernen zuzulassen, dass das Meiste geschieht, ohne dass es
ein besonderes Zutun benötigt.
- Lernen, das ohnehin geschehen-Wollende zu erkennen und zu
nutzen.
- Lernen, die Prozesse zu regeln und zu steuern.
Bedeutung für die Mediendidaktik in der VPMA und durch die VPMA:
Die Mediendidaktik in der VPMA bezüglich den Nichtereignissen
zeigt an vielen Beispielen auf, wie durch das Projektmanagement
vorgesteuert werden kann, dass bestimmte Ereignisse
wahrscheinlicher werden und unerwünschte eher ausbleiben. Dazu
werden Hinweise gegeben, wie früh erkannt werden kann, dass
erwartete Ereignisse ausbleiben und wie die Rahmenbedingungen
gestaltet werden können, damit das Erwartete auch eintritt.
Ferner wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Mittel und
die Möglichkeiten immer begrenzt sind und sich vieles nicht
ereignet, obwohl alles bestens vorbereitet war. Wie das rechtzeitig
bemerkt und in das weitere Projektmanagement eingeplant werden kann,
wird z.B. durch Warnhinweise und Tipps beschrieben.
Empfehlung:
Feststellen,
festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was Ihnen:
- gefällt,
- auffällt,
- missfällt,
- zufällt,
- fehlt.
Feststellen, festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was:
- anfällt,
- entfällt,
- verfällt,
- zerfällt,
- abfällt.
...und entscheiden, was Sie mit Ihren Aufzeichnungen anfangen
(wollen, können, dürfen, müssen).