HCS Human Capital System

Virtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: "Organisationslernen - lernende Organisation."



Lernen von Ereignissen: Lernen von Streiten.

Streit wird verstanden als die Auseinandersetzung um die situative Vorherrschaft. Das kann in vielen Arten und Weisen geschehen wie z.B.:

  1. sich auseinandersetzen wie diskutieren, disputieren, argumentieren, debattieren,
  2. streiten, Dampf ablassen, Kräfte messen, miteinander ringen,
  3. kämpfen wie Wettkampf, taktieren, manövrieren, bekämpfen, gewinnen wollen, überrumpeln,
  4. buhlen wie anschmeicheln, bewerben, um-die-Wette-bewerben, (sich) tarnen,
  5. werben, überzeugen (wollen), überreden, übertölpeln,
  6. bekriegen, sich wechselseitig ausschalten oder zumindest schwächen oder schädigen wollen (Rechthaberei),
  7. analysieren und sezieren von Unterschieden und Abweichungen, Irritationen und Missverständnisse aufrechterhalten oder auflösen,
  8. suchen nach Gemeinsamen, Verschiedenem und dem Unterschied,
  9. fehlende (gemeinsame) Entscheidungskriterien (streithaft) erarbeiten.
  10. gemeinsame Zeit der Beziehungspflege und um sie neu auszurichten.

Der Streit kann z.B.

  1. offen, öffentlich oder verdeckt und heimlich ausgetragen werden.
  2. mit und ohne Publikum geschehen.
  3. Mitstreitende einbeziehen oder ausschließen.
  4. mit wenig Energie oder mit hoher Energie erfolgen.
  5. nach Regeln und Spielregeln ablaufen, mit oder ohne Schiedsrichter.
  6. langsam wachsen oder unvermittelt ausbrechen.
  7. ablenken von den eigentlichen Problemen oder sie offenlegen.
  8. zerstören oder aufbauen; destruktiv oder konstruktiv geführt werden.
  9. spielerisch ablaufen oder ernst wie ein Kampf um Leben und Tod.
  10. abrupt enden ("Versöhnung") oder immer weiter eskalieren.

Worum, d.h. um welche Inhalte es beim Streit geht, ist meistens egal oder beliebig: gestritten wird auf jeden Fall.

Streiten verhindert sich aufeinander und miteinander einzulassen; es verhindert die Hingabe. Dennoch oder gerade deshalb bindet Streit die Streitenden sehr intensiv aneinander und hält sie gleichzeitig auf Distanz. Streiten kann deshalb als eine Funktion von Beziehungen angesehen werden: Dritte bzw. Drittes haben oft kaum eine Chance, sich in einen Streit einzumischen oder sich daran zu beteiligen; es sei denn, sie gehören dazu.

Streiten ist ein Mittel der geistigen, intellektuellen und körperlichen Fitness. Es geht um eine Streitkultur und eine Kultur des Verlieren-Könnens als Teil der Kultur des Gewinnen-Könnens.

Streit bindet in der Regel viele Ressourcen. Während eines Streites kann meistens nicht geschehen, was "eigentlich" geschehen soll oder könnte. Vielfach ist genau das der Zweck des Streites, das auch die Streitenden verbindet.

Die Lernziele für das Organisationslernen bezüglich Streiten sind z.B.:

  1. Lernen, die Kriterien, den Rahmen und die Bedingungen für notwendigen Streit zu schaffen.
  2. Lernen zu ermöglichen und sicherzustellen, dass um die wichtigen Dinge gestritten wird bzw. werden kann.
  3. Lernen, für Streiten Regeln und Spielregeln zu bestimmen, durchzusetzen und einzuhalten.
  4. Lernen, für Streit Schiedsrichter und Schiedsinstanzen (Schiedsgerichte) zu bilden, arbeitsfähig und im Ernstfall sofort einsatzfähig zu halten (Schlichtung).
  5. Lernen, den Beginn und das Ende von geordnetem Streiten zu bestimmen, durchzusetzen und einzuhalten.
  6. Lernen, einen Streit, der sich verselbständigt oder verfestigt, durch ein Schiedsspruch zu beenden.
  7. Lernen, Streitende zu trennen, Streit zu begrenzen.
  8. Lernen aufzugeben, z.B. Mehrheiten oder Schiedssprüche zu akzeptieren.
  9. Lernen zu verlieren.
  10. Lernen, in jedem Falle sicherzustellen, dass die Verlierenden ihr Gesicht wahren.

Bedeutung für die Mediendidaktik in der VPMA und durch die VPMA:

Die Mediendidaktik für die Ereignisse in der VPMA stellt die Betroffenen und Beteiligten auf vielfachen Streit ein, der jederzeit und aus jedem denkbaren Anlass entstehen kann. Häufig geht es in Projekten und im Projektmanagement um Klärungen von Daten, Fakten, Kriterien und Entscheidungsgrundlagen, Zuständigkeiten und Verantwortungen, die ein verantwortliches Planen, Denken, Entscheiden, Handeln und Verhalten erst möglich machen.

Insbesondere werden die Verantwortlichen für die Projekte und das Projektmanagement ermutigt, gegebenenfalls streithaft sich für ihre Anliegen einzusetzen und durchzusetzen.

Empfehlung:


Feststellen, festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was Ihnen:

  1. gefällt,
  2. auffällt,
  3. missfällt,
  4. zufällt,
  5. fehlt.

Feststellen, festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was:

  1. anfällt,
  2. entfällt,
  3. verfällt,
  4. zerfällt,
  5. abfällt.

...und entscheiden, was Sie mit Ihren Aufzeichnungen anfangen (wollen, können, dürfen, müssen).