Lernen von Ereignissen: Lernen von Vermeiden. Vermeidung.
Vermeiden geschieht durch Handlungen, die ersatzweise vorgenommen
werden, damit das Vermiedene nicht eintritt, erfolgt oder erspart
bleibt.
Die Vermeidung als solche ist nicht unmittelbar beobachtbar,
sondern nur das ersatzweise Geschehen. Vermeiden kann absichtlich
oder unabsichtlich geschehen. Vermeiden ist immer zielorientiert:
Das Vermiedene wird negativer eingeschätzt als das, was zugelassen
wird.
Es ist nicht erforderlich, dass das Vermiedene bekannt ist oder
richtig eingeschätzt wird. Die Nachteile des Vermeidens werden stets
höher eingeschätzt als die Vorteile durch das Vermiedene.
Vermeiden geschieht z.B. auch als
- schonen,
- verschonen,
- verweigern,
- umgehen, ausweichen,
- "Freud'sche Fehlleistungen",
- Tollpatschigkeit, sich unfähig machen,
- mutwillig beschädigen oder zerstören,
- ignorieren, sich zurückhalten, heraushalten,
- palavern, immer wieder neu diskutieren und bedenken,
- Fehlplanungen,
- Nein-Sagen, ablehnen,
- vertagen, delegieren, liegen lassen, zurückdelegieren,
Eigenverantwortung ablehnen,
- schnell weitergeben, sich zurück ziehen, sich für
unzuständig erklären,
- verschieben,
- nachbessern wollen, rückversichern,
- Eigenverantwortung kaschieren, Schuldigen oder Sündenbock
statt Ursachen oder Fehler suchen,
- sich nicht trauen,
- Verführungen widerstehen,
- Strafen und Bestrafungen vorbeugen,
- sichern von Anerkennung, "nach dem Mund reden", Dienst nach
Vorschrift.
Vermeiden dient z.B.:
- dem Schutz vor Unannehmlichkeiten,
- der Auseinandersetzung mit Grenzen, Kompetenzen, Erfahrungen
und deren Überwindung,
- der Stärkung des Status quo, des Vorherrschenden,
- dem Schutz von Werten und Wertvollem,
- dem Schutz vor Verderb, Vandalismus, Vergeudung,
Verschwendung,
- dem Schutz vor Dilettantismus,
- dem Schutz von Ressourcen, Visionen und Zielen,
- der Festigung von Grenzen,
- dem Wohlbefinden, (notwendigem oder erhofften) Zeitgewinn,
- dem Schutz vor Risiken und Gefahren.
Wer die Vermeidungshandlungen steuern kann, besitzt nahezu
unbegrenzte Macht über das Verhalten von Menschen und
Organisationen. In nahezu allen Organisationen werden deshalb so
genannte Tabus geschaffen, die immer wieder penetriert werden, um
die Muster des Vermeidungsverhaltens besser erkennen, zu verstehen
und schließlich gestalten zu können.
Die Lernziele für das Organisationslernen bezüglich Vermeiden
sind deshalb z.B.:
- Lernen einer Intimsphäre, die absolut gegenüber Dritten bzw.
Außenstehenden abgeschirmt ist und bleibt.
- Lernen von Kontrollen, ob geschieht, was geschehen soll.
- Lernen von Modellen für Soll-Abläufe.
- Lernen zu ermitteln, welche Interessen an den Abläufen und
Ergebnissen der Soll-Abläufen bestehen.
- Lernen zu ermitteln, wie diese Interessen in die Modelle und
in das tatsächliche Geschehen eingebracht werden.
- Lernen, die Interessen und Absichten hinter Fehlverhalten,
Fehlern, Versäumnissen oder anderen Vermeidungshandlungen zu
ermitteln.
- Lernen zu vermitteln, welche Vorteile mit dem erwünschten
Verhalten bzw. den geforderten Handlungen verbunden sind
(Motivation).
- Lernen von rechtzeitigen und angemessenen Gelegenheiten für
Mahnungen und Bedenken aller Art,
- Lernen von Auseinandersetzungen mit den Mahnungen und
Bedenken sowie den Entscheidungen über den Umgang damit.
- Lernen, durchzusetzen und gegebenenfalls zu erzwingen, dass
geschieht, was geschehen soll.
Bedeutung für die Mediendidaktik in der VPMA und durch die VPMA:
Die Mediendidaktik in der VPMA beachtet, dass Neues zunächst eher
Bedenken auslöst, die eine anfängliche Begeisterung rasch ins
Gegenteil drehen kann, wenn die Realitäten sich anders als
angenommen erweisen. Andererseits können auch bekannte oder
vermutete Schwierigkeiten alle Ideen gleich im Ansatz zunichte
machen.
Es wird deshalb angeregt, für möglichst viel Transparenz zwischen
den Verantwortlichen zu sorgen. Insbesondere wird immer wieder
empfohlen, Gelegenheiten zur Reflexion, Standortbestimmung und
Bewertung des Verhaltens und des Handelns im Projektmanagement zu
suchen, zu schaffen und zu nutzen. Um die dazu erforderlichen
Vertrauensbeziehungen rechtzeitig aufzubauen, werden zahlreiche
Hinweise zur formalen und inhaltlichen Verantwortung sowie für die
Prozessgestaltungen von z.B. Regelkommunikation, Berichtswesen und
Kontrollen gegeben.
Empfehlung:
Feststellen,
festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was Ihnen:
- gefällt,
- auffällt,
- missfällt,
- zufällt,
- fehlt.
Feststellen, festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was:
- anfällt,
- entfällt,
- verfällt,
- zerfällt,
- abfällt.
...und entscheiden, was Sie mit Ihren Aufzeichnungen anfangen
(wollen, können, dürfen, müssen).