HCS Human Capital System

Virtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: "Organisationslernen - lernende Organisation."



Lernen von Ereignissen: Lernen von Warten. Wartung.

Warten geschieht als gewolltes, gesteuertes oder erzwungenes Anhalten oder Zurückhalten der eigenen Energien, Kräfte und Beiträge bis zu einem mehr oder weniger bestimmten Endpunkt. Warten ist in der Regel mit der Ohnmacht verbunden, die Wartezeit verkürzen zu können.

Warten ist abhängig sein, ohnmächtig sein.

Warten geschieht z.B. als:

  1. geregeltes, geplantes, bewusstes Warten,
  2. abwarten,
  3. zuwarten,
  4. erwarten,
  5. schweigen,
  6. bedenken, überdenken, Abstand gewinnen,
  7. pausieren, Pause machen,
  8. erholen,
  9. sich rüsten, vorbereiten, einstimmen, üben, trainieren,
  10. pflegen.

Ursachen für Warten sind z.B.:

  1. Die Zeit ist nicht reif.
  2. Der Zeitpunkt ist nicht günstig.
  3. Der Rahmen und die Bedingungen sich nicht günstig; Warten als Schutz und Beschützen.
  4. Es ist zu früh.
  5. Es ist zu spät, z.B. warten auf die nächste Gelegenheit,
  6. Verloben und verlobt sein, Zeit zwischen Versprechen und Einlösung des Versprechens.
  7. Sich fügen in das Unausweichliche, z.B. in den Tod.
  8. Fehlende Zuständigkeit, Vollmacht z.B. bei Warten auf Entscheidungen, Zustimmungen, Genehmigungen,
  9. Verfahren, z.B. zur Erfüllung von Mitwirkungspflichten oder Mitbestimmungsrechten,
  10. Geduld, z.B. um sich oder anderen Zeit zu lassen, die für die Beiträge oder Entwicklungen benötigt werden.

Warten ist typisch z.B.:

  1. im Advent als Warten auf die Ankunft (des Herrn),
  2. vor einem offiziellen Beginn, z.B. im Theater, bei Öffnungszeiten,
  3. vor dem Ende, wenn alles getan ist und "nur noch" der formelle Endzeitpunkt oder der Tod fehlt,
  4. bei fehlenden Anleitungen, Instruktionen, Anweisungen, Ressourcen, z.B. als "Zeit tot schlagen",
  5. wenn alles in Ordnung und getan ist, z.B. wenn es nichts tun gibt,
  6. fürchten, befürchten, sich sorgen, z.B. als Warten bzw. Erwartung von Unbill, Strafe, Unwetter, Unfall,
  7. Angst bis die Gefahr vorüber ist bzw. erscheint,
  8. abwarten z.B. auf die Wirkung,
  9. leiden z.B. als Warten auf die Hilfe in Notlagen,
  10. "Fegefeuer", z.B. um alles vor einer Entscheidung nochmals zu bedenken und um reinen Tisch zu machen.

Risiken des Wartens:

  1. Das Interesse geht verloren. Frustration, Demotivation.
  2. Zeit geht verloren.
  3. Das Verfügbare bzw. der eigene Beitrag verfällt, verdirbt, wird unbrauchbar.
  4. Ablenkung,
  5. Verführbarkeit durch andere Attraktionen,
  6. Langeweile, Nachlässigkeit, Verschlafen des richtigen Zeitpunktes, wenn er gekommen ist,
  7. Ungeduld, so genannte "Übersprungshandlungen","
  8. Verschlimmbesserungen,
  9. Zweifel,

Warten verbraucht Zeit. In Organisationen werden Wartezeiten häufig eingeteilt in

  1. Leerzeiten,
  2. Todzeiten,
  3. Rüstzeiten, Vorbereitungszeiten,
  4. Nachbereitungszeiten,
  5. Zeiten der Entscheidungsfindung,
  6. Genehmigungsverfahren,
  7. Reparaturzeiten,
  8. Wartungszeiten,
  9. Ruhezeiten,
  10. Bedenkzeiten, Prüfungen, Überprüfungen, Kontrollen.

In Organisationen ist "Warten" vielfach erst auf den zweiten Blick zu erkennen: Die Zeit des Wartens wird mit operativer Hektik und allerlei Handlungen gefüllt, die scheinen lassen, dass etwas geschähe, was über die Handlungen als solche eine Bedeutung hätte. Warten wird häufig als "unproduktiv" angesehen.

Die Lernziele für das Organisationslernen bezüglich Warten sind deshalb z.B.:

  1. Lernen von Pufferzeiten.
  2. Lernen von Zeitintervallen für die geregelte und angemessene Pflege und Wartung.
  3. Lernen von Auszeiten.
  4. Lernen von Pausen.
  5. Lernen von Zyklen, Rhythmen.
  6. Lernen zu warten.
  7. Lernen, eigennützige oder nutzlose Verwendungen von Warten oder Wartungen zu erkennen und zu beenden.
  8. Lernen, verselbständigte Ersatzhandlungen für Warten zu erkennen und zu beenden.
  9. Lernen, unterlassenes Warten oder Wartungen zu erkennen und zu beenden.
  10. Lernen zu warten ohne Handlungen, z.B. Ruhe.

Bedeutung für die Mediendidaktik in der VPMA und durch die VPMA:

Die Mediendidaktik in der VPMA unterstellt, dass in Organisationen in der Regel Zeiten des Wartens nicht als notwendige Leistungszeiten eingeschätzt werden und immer wieder "optimiert" werden. In Projekten fehlen per se die Erfahrungen, welche Art und Weise des Wartens und von Wartungen notwendig werden können. Deshalb wird immer wieder angemahnt, bei den Kalkulationen großzügig den Zeit- und Kapazitätsbedarf zu schätzen und darüber hinaus ausreichende, eher ebenfalls großzügige Pufferzeiten vorzusehen.

Ferner wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht zu verhindern und gegebenenfalls unverzüglich alles zu beenden, was zwar Wartezeiten gefüllt hat, ansonsten aber wenig zum Projekterfolg beitragen kann, wenn die Handlungen fortgeführt werden.

 

Empfehlung:


Feststellen, festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was Ihnen:

  1. gefällt,
  2. auffällt,
  3. missfällt,
  4. zufällt,
  5. fehlt.

Feststellen, festhalten, (handschriftlich) sofort notieren, was:

  1. anfällt,
  2. entfällt,
  3. verfällt,
  4. zerfällt,
  5. abfällt.

...und entscheiden, was Sie mit Ihren Aufzeichnungen anfangen (wollen, können, dürfen, müssen).